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28.10.2025

Eglisau zu Gast im Bundeshaus – eine Einladung mit Augenzwinkern

Gemeinderäte von Eglisau beim Gruppenbild mit Bundesrat Beat Jans: v.l.n.r.: Roland Ruckstuhl, Thomas Laufer, Sandrin Haas, Bundesrat Beat Jans, Felix Baader, Nicolas Wälle, Nando Oberli (es fehlt Gemeinderätin Regula Peter)
Gemeinderäte von Eglisau beim Gruppenbild mit Bundesrat Beat Jans: v.l.n.r.: Roland Ruckstuhl, Thomas Laufer, Sandrin Haas, Bundesrat Beat Jans, Felix Baader, Nicolas Wälle, Nando Oberli (es fehlt Gemeinderätin Regula Peter) Bild: Pati Grabowicz
Als Reaktion auf einen verpatzten Donnschtig-Jass wird aus Spass plötzlich Ernst: Eine Eglisauer Delegation reist auf Einladung von Beat Jans ins Bundeshaus

Als Bundesrat Beat Jans beim Donnschtig-Jass in Eglisau keine besonders glückliche Figur abgab, ahnte wohl niemand, dass daraus einmal ein offizieller "Staatsbesuch" entstehen würde. Doch Eglisau wäre nicht Eglisau, wenn man aus einem solchen Anlass nicht eine charmante Revanche mit Witz und Stil machen würde.

Das Thema Jassen war selbst beim Apéro unübersichtlich - mit der von Bundesrats Jans gespielten Differenz von 26 als "oberstes Blatt" Bild: Pati Grabowicz

Gemeindepräsident Roland Ruckstuhl nahm’s mit Humor, als Eglisau sang- und klanglos gegen Davos ausschied. Statt zu schmollen oder zu spotten, lud man den nicht gerade glücklich jassenden Bundesrat kurzerhand ins Rheinstädtchen ein. Doch Jans drehte den Spiess um – und lud die Eglisauer Delegation samt OK Donnschtig-Jass und dem Eglisauer Gemeinderat ins Bundeshaus ein. Nach dem letztjährigen Gemeinderatsreisli, das vom St. Moritzer Gemeindepräsidenten Jott Jenny augenzwinkernd als «Staatsbesuch» bezeichnet wurde, folgte nun die magistrale Steigerung: Diesmal ging’s nach Bern, mitten ins politische Zentrum des Landes.

Bundesrat Beat Jans Bild: Pati Grabowicz

Für einige der mitgereisten Eglisauer Magistratinnen und Magistraten ist es – oder könnte es – der letzte «Staatsbesuch» gewesen sein, stehen doch bald die Erneuerungswahlen an, an welchem Nicoals Wälle und Thomas Laufer nicht mehr kandidieren. Während sich die Eglisauer Politprominenz in der bundesrätlichen Sonne zeigte, fehlte – wohl aus terminlichen Gründen – einzig SVP-Gemeinderätin Regula Peter.

Was die Delegation aus dem kleinen Städtli am Rhein in Bundes-Bern erlebte, wie Beat Jans zwischen Aktenbergen und Alltag Mensch bleibt – und warum sich die Arbeit eines Bundesrats gar nicht so sehr von jener eines Gemeinderats unterscheidet – erzählt Roland Ruckstuhl im Interview.

«Beat Jans hat uns mit offenen Armen empfangen»

ZU24.ch: Herr Ruckstuhl, Sie und eine Eglisauer Delegation waren letzte Woche zu Gast im Bundeshaus bei Bundesrat Beat Jans. Wie kam es zu diesem Treffen?
Roland Ruckstuhl: Beim letzten Ausscheidungsjass des Donnschtig-Jass in Oberwil – Eglisau gegen Davos – hatte Beat Jans für Eglisau leider keinen besonders glücklichen Tag. Wir mussten 26 Differenzpunkte hinnehmen, was in den Medien durchaus mit einem Augenzwinkern kommentiert wurde. Wir wollten jedoch zeigen, dass wir Eglisauerinnen und Eglisauer nicht nachtragend sind und luden Herrn Jans deshalb zu einem Besuch nach Eglisau ein. Stattdessen lud uns der Bundesrat zu einem Gegenbesuch ins Bundeshaus ein – eine Einladung, die wir natürlich sehr gerne annahmen. Mit dabei war das gesamte OK des Donnschtig-Jass Rafzerfeld, unterstützt vom Eglisauer Gemeinderat.

ZU24.ch: Wie verlief der Besuch in Bern?
Roland Ruckstuhl: Beat Jans nahm sich fast zwei Stunden Zeit für uns. Wir erhielten exklusive Einblicke hinter die Kulissen des Bundeshauses, sogar ins legendäre Bundesratszimmer. Eine einmalige Gelegenheit, die wir sehr genossen haben.

Das Donnschtig-Jass-Ok und die Eglisauer Gemeinderäte beim Besuch bei Bundesrat Beat Jans im Bundeshaus in Bern Bild: Pati Grabowicz

ZU24.ch: Wie haben Sie den Alltag eines Bundesrates erlebt?
Roland Ruckstuhl: Die Arbeit eines Bundesrates unterscheidet sich im Grunde nicht gross von jener eines Gemeinderates – nur alles in grösserem Massstab: mehr Geschäfte, mehr Verantwortung, mehr Beteiligte. Beeindruckend war, dass Beat Jans trotz seiner anspruchsvollen Aufgabe sehr volksnah, herzlich und humorvoll geblieben ist. Viele Themen, Herausforderungen und auch Unannehmlichkeiten sind uns durchaus vertraut – da gab es einige Parallelen zu unserem eigenen Engagement in Eglisau.

ZU24.ch: Können Sie uns ein Beispiel für diese Herausforderungen nennen – im Positiven wie im Negativen?
Roland Ruckstuhl: Eine schwierige Seite des Amts ist sicherlich der Umgang mit öffentlicher Kritik. Herr Jans wird in sozialen Medien oder im öffentlichen Raum bisweilen sehr direkt angegangen. Solche Anfeindungen sind kräftezehrend, auch wenn er einer sachlichen Diskussion immer offen gegenübersteht. Das kennen wir hier in Eglisau auch aus eigener Erfahrung.

Bundesrat Beat Jans führt die Delegation durch das Bundeshaus Bild: Pati Grabowicz

ZU24.ch: Was hat Sie beim Besuch besonders beeindruckt?
Roland Ruckstuhl: Ganz klar das gelebte Kollegialitätsprinzip! Sobald der Bundesrat eine Entscheidung gemeinsam gefällt hat, wird diese geschlossen nach aussen vertreten. Dieser Zusammenhalt ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Arbeit des Gremiums. Interessant fanden wir auch die formelle Anrede im Bundesrat: Obwohl sich alle duzen, wird in den Sitzungen konsequent das «Sie» verwendet. Frau Karin Keller-Sutter wird etwa mit «Frau Bundespräsidentin» angesprochen. Das mag ungewohnt sein, zeugt aber von grossem gegenseitigem Respekt.

ZU24.ch: Und was bedeutet das alles rückblickend für den Donnschtig-Jass?
Roland Ruckstuhl: Es war auf ganzer Linie ein Erfolg! Drei Sendungen zur besten Sendezeit im SRF, ein Besuch im Zentrum der Schweizer Politik – das ist eine Erfolgsgeschichte, mit der wir nicht gerechnet hätten. Besonders erfreulich: Wir sind finanziell im positiven Bereich geblieben, die genaue Bilanz folgt noch in diesem Jahr. Eglisau und das Rafzerfeld standen über Wochen hinweg im besten Licht. Das stärkt unsere Region auch in Zukunft, gerade in politischen Fragen. Mit der Einladung ins Bundeshaus, gemeinsam mit dem Gemeinderat, hat unsere Gemeinde wohl eine bisher einmalige Präsenz erlebt.

Bundesrat Beat Jans und Eglisaus Gemeindepräsident Roland Ruckstuhl im lockeren Austausch beim Apéro im Bundeshaus Bild: Pati Grabowicz

ZU24.ch: Wird es ein Wiedersehen in Eglisau geben?
Roland Ruckstuhl: Wir würden uns sehr freuen, Beat Jans und seine Frau Tracy bald im schönsten Städtli am Rhein willkommen zu heissen. Die Einladung steht – und wir sind gespannt, was sich daraus noch entwickelt.

Beat Jans im Gespräch mit den Gemeinderäten von Eglisau (v.l.n.r.) Felix Baader, Sandrine Haas, Nicolas Wälle, Bundesrat Beat Jans und Roland Ruckstuhl Bild: Pati Grabowicz
pw